Wer sich den Wein zum Freund macht, zum Vertrauten, will ihn natürlich mit nachhause nehmen. Seit Generationen bringen es die Himmelbauern schon nicht mehr übers Herz, ihre Kellerschätze irgendeinem Händler zu überlassen. Sie nehmen den kurzen, ehrlichen Weg von Hand zu Hand, vom Weinbauern zum Weinfreund. Und sollte einmal die Zeit für einen vergnüglichen Gang in den Keller fehlen, wird eben ein Paket auf die Reise geschickt. Das mag dabei helfen, Durststrecken zu überwinden, doch die Sehnsucht nach dem Weinland bleibt.
Da gilt es den Frühling zu erleben, frisch und drängend, kühle Kellerstunden an sonnenheißen Sommertagen, man muß einfach im Herbst den schäumenden Traubensaft kosten, wenig später den Sturm und zum Fest des Heiligen Martin den Staubigen. Und dann, im Winter: Klare, klirrende Kälte in der Kellergasse und sanftes Behagen in den Kellern. Sollte es spät werden, an so einem weinseligen Tag: Die Himmelbauern sorgen auch für ein Nachtquartier, weil sie nicht so sind.
Wie schon gesagt: Es gibt auch Leute, die holen ihren Wein aus dem Supermarket. Mitleid ist fehl am Platz: Sie tun es freiwillig.
© Alfred Komarek